Petra Schüßler
 
Petra Schüßler FINEART

«DER FRIEDE IST DAS MEISTERWERK DER VERNUNFT.«
Immanuel Kant (1724–1804)

Das fünfte Gebot! «DU SOLLST NICHT TÖTEN!«

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann,  kritisierte meines Erachtens völlig zu recht eine Äußerung ihrer Nachfolgerin im EKD-Ratsvorsitz, Annette Kurschus. Kurschus habe bei der EKD-Synode im Herbst in Magdeburg gesagt, dass Waffen Leben retten könnten. Käßmann persönlich denke, dass Waffen zuallererst töten würden. »Es gleicht einem Beben in der Evangelischen Kirche: Die Ratsvorsitzende Kurschus tritt zurück – um Glaubwürdigkeit für ihr Amt zu wahren.« (20.11.2023)



»Auch kirchliche Institutionen seien Menschenwerk und genauso fehleranfällig wie alle Institutionen. Zum Wesen einer Institution gehöre die Machtansammlung — aber Macht sei der größte Feind aller Religionen«, sagt der Diplompsychologe und Esoteriker Thorwald Dethlefsen in seinem 1979 erschienenen Werk, »Schicksal als Chance« .

«Wir müssen ‚kriegstauglich‘ werden –
um ‚friedenstüchtig‘ zu bleiben.»
Bischof Franz Josef Overbeck

Der katholische Bischof Franz Josef Overbeck hat in seiner Karfreitagsbotschaft 2025 betont, dass die Gesellschaft „kriegstauglich“ werden müsse, um „friedenstüchtig“ zu bleiben.

„Kriegstauglich“? Was würde wohl meine fränkische Oma, die ihre beiden geliebten Söhne beim Russlandfeldzug verloren hat zu dieser Botschaft, dieser Kriegsrhetorik aus dem Munde eines  geistlichen Oberhauptes  sagen? Was würde meine schlesische Mutter sagen, die mit 24 Jahren zur Kriegerwitwe wurde und unter grausamsten Bedingungen aus ihrer Heimat vor den Russen fliehen musste? Was würde mein schlesischer Opa sagen, dessen Söhne mit 17 zwangsrekrutiert wurden und der selber in zwei Weltkriegen kämpfen musste?

Hier ein Auszug aus der bewegenden Friedens-Rede von Dieter Hallervorden bei der Friedensprozession am 18. April 2025 in Dresden. Die Schauspiel- und Kabarett-Legende Dieter 'Didi'  ließ sich per Video zur #Friedensdemo in #Dresden zuschalten. Darin spricht er sich klar gegen die Kriegstreiberei der Regierung aus. 

«....eine Sache frage ich mich in letzter Zeit immer häufiger: Wie nenne ich denn eigentlich Politiker, die Deutschland wieder kriegstüchtig machen wollen? Dazu war die deutsche Sprachpolizei doch ziemlich stumm geblieben, und das, obwohl Kriegstüchtigkeit ja ein Lieblingswort von Göbbels war, beispielsweise als er nach dem Attentat auf Hitler  Kriegstüchtigkeit fordert, und damit deutsche Panzer gegen Moskau, 1944 im Volksempfänger zur Kriegstüchtigkeit aufrief. Aber wenn nun jemand heute wieder Kriegstüchtigkeit  nach immerhin 27 Millionen getöteter Sowjetmenschen im Zweiten Weltkrieg ... «


AM 8. MAI 1945 ENDET DER ZWEITE WELTKRIEG IN EUROPA
MIT DER VOLLSTÄNDIGEN KAPITULATION DER WEHRMACHT

Der Zweite Weltkrieg hatte als nationalsozialistischer, rassenideologischer Vernichtungskrieg Millionen Menschen das Leben gekostet: Insgesamt wurden schätzungsweise mehr als 70 Millionen Menschen getötet. 

Insgesamt verloren mindestens 24 Millionen sowjetische Bürger ihr Leben.
Sechs Millionen europäische Juden fielen dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer, in weiten Teilen Europas war jüdisches Leben ausgelöscht. Die Zahl der deutschen Kriegstoten wird auf etwa 6,4 bis 7,7 Millionen Menschen geschätzt.

 

Die bedingungslose Kapitulation der faschistischen deutschen Wehrmacht wird am 8. Mai 1945 in Berlin - Karlshorst unterzeichnet.



IN GEDENKEN AN DIE BEIM RUSSLANDFELDZUG GEFALLENEN
BRÜDER MEINES VATERS - MEINE NIE ONKEL GEWORDENEN ONKEL


Der Zweite Weltkrieg und insbesondere der deutsche Überfall auf die Sowjetunion führten zu unvorstellbarem Leid und Verlusten für die sowjetische Bevölkerung. 

Die höchsten Verluste musste die Sowjetunion verzeichnen: Rund zehn Millionen Soldaten der Roten Armee wurden getötet oder starben in Kriegsgefangenschaft. Im Zweiten Weltkrieg starben etwa 5 Millionen deutsche Soldaten. Beim Russlandfeldzug kamen etwa 3,5 bis 4 Millionen deutsche Wehrmachtangehörige ums Leben oder starben in sowjetischer Gefangenschaft. 

Die Ostfront - der verlustreichste Kriegsschauplatz für
die Wehrmacht.

Schätzungsweise 4 Millionen deutsche Soldaten kamen an der Ostfront ums Leben, einschließlich derjenigen, die in sowjetischer Kriegsgefangenschaft starben. Die Verluste nahmen im Verlauf des Krieges dramatisch zu. Allein in den letzten fünf Monaten des Krieges, von Januar bis Mai 1945, starben über 1,1 Millionen deutsche Soldaten. Dies entspricht etwa einem Drittel aller gefallenen deutschen Soldaten des gesamten Krieges.

1935 Die Wiedereinführung der Wehrpflicht - ein entscheidender Schritt in Hitlers Vorbereitungen für den späteren Eroberungs- und Vernichtungskrieg

Die beiden älteren Brüder meines Vaters gehörten zu den "Tätern wider Willen" und zugleich zu den unzähligen Opfern dieses barbarischen Krieges. Als Angehörige der Wehrmacht hatten sie als blutjunge Männer einen Eid geschworen und machten sich durch diesen Schwur zu Tätern:
"Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ (Fassung des Eides vom 20. Juli 1935)

Ja, Angehörige der Wehrmacht standen auf der Seite der Täter, ebenso wie die
Angehörigen weiterer nationalsozialistischer Organisationen wie der SS oder der Gestapo. Ich finde allerdings, wir haben kein Recht alle diese jungen Männer zu verurteilen und über einen Kamm zu scheren.  Nicht alle waren an den schrecklichen Verbrechen der Wehrmacht beteiligt. Mein Vater und seine Brüder wurden mit 18 Jahren eingezogen, ob es ihnen passte oder nicht. 


Mein Vater Gerhard Schüßler war von Beginn des Krieges bis zu seiner Gefangennahme am 20. August 1944 in Falaise (Normandie) Sanitäter der Luftwaffe. Er hatte also in diesem Vernichtungskrieg eher Menschenleben gerettet als vernichtet. Hätte mein Vater verweigert, gäbe es mich nicht, denn er wäre entweder ins KZ gekommen oder standrechtlich erschossen worden. Und wäre mein Vater als "böser Nazi" an Verbrechen der Wehrmacht beteiligt gewesen, dann wäre er wohl kaum 1949 als Wachmann der MP bei einigen Nürnberger Prozessen dabei gewesen.

1935 wurde die Wehrpflicht im Deutschen Reich wiedereingeführt: Seither drohten Kriegsdienstverweigerern schwere Zuchthausstrafen – regelmäßig Einweisung in ein KZ – und bei Festhalten ihrer Verweigerung die Todesstrafe.   § 5 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) verfügte, dass jeder, der öffentlich dazu aufforderte oder andere anstiftete, den Fahneneid auf Adolf Hitler oder den Wehrdienst zu verweigern, mit dem Tod bestraft werden konnte. Verweigernde Soldaten wurden in der Regel standrechtlich erschossen.

Heinrich und Paul Schüßler waren wie viele der gefallenen Wehrmachts-soldaten Täter und Opfer zugleich. Ich bin mir sicher, dass ihnen ihr Täterleben keine Freude bereitet hat und dass sie nicht voller Begeisterung und jubelnd in diesen Krieg gezogen sind. Sie hatten keine unbeschwerte glückliche Jugend, sie verloren weit weg von der Heimat ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Meine Oma Helene verlor ihre geliebten Söhne und mein Vater seine Brüder.


 

Insgesamt verloren mindestens 24 Millionen sowjetische Bürger ihr Leben - bedingt durch den Rassenwahn des
NS-Regimes.



Die Bombardierung von Dresden

Der Tod von Dresden (Februar 1945)

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 erfolgte auf das rund 630.000 Einwohner zählende Dresden einer der verheerendsten Luftangriffe auf eine Stadt im Zweiten Weltkrieg. Als die Rote Armee nur noch 50 km von Dresden entfernt stand, griffen britisch-amerikanische Bomber die Stadt Dresden an und vernichteten sinnlos die Wohnviertel und Kulturstätten der alten Elbestadt.

Tausende von Menschen kamen in den Flammen um. Die Altstadt von Dresden wurde im Februar 1945 bei einem der wenigen Luftangriffe der Royal Air Force und US Air Force nur wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Rund 25.000 Menschen starben.
------------------------------------------------------------------------------------

Die Flucht der deutschen Bevölkerung 1944/45
Lemo Lebendiges Museum Online: Das Propagandabild vom "Bolschewisten" sowie bekannt gewordene Grausamkeiten sowjetischer Soldaten an deutschen Zivilisten lösten parallel zum sowjetischen Vormarsch ab Oktober 1944 gewaltige Flüchtlingstrecks der deutschen Bevölkerung aus. Zunächst aus Ostpreußen, schließlich aus Schlesien und Pommern zogen Millionen in den Wintermonaten 1944/45 bei Schnee und Kälte zumeist zu Fuß mit Handwagen oder mit Pferdefuhrwerken in das westliche Reichsgebiet.
Viele Fluchtwillige wurden zuvor von politischen Leitern zu lange vom Verlassen ihrer Orte zurückgehalten: Flüchtlingsströme passten nicht zu den bis zuletzt verkündeten Siegesparolen der NS-Propaganda. Wer von der schnell vorrückenden Roten Armee eingeholt wurde, dem drohten Misshandlung, Vergewaltigung und Ermordung.

1945 flohen 3,2 Millionen Schlesier ins Sudetenland, nach Sachsen, Thüringen und Bayern. Etwa 800.000 Schlesier überlebten Flucht und Vertreibung nicht.


Deutsche auf der Flucht aus Schlesien im Januar 1945

Meine schlesische Mutter Charlotte wurde mit 24 Jahren zur Kriegerwitwe. Sie musste mit ihrem Baby im eisigen Kriegswinter, am 19. Januar 1945 vor der Roten Armee aus ihrem Niederschlesischen Heimatdorf Dammer flüchten.




DIE INDOKTRINATION BEGANN BEREITS IM KINDERZIMMER

Die nationalsozialistische Ideologie durchdrang das gesamte Leben der jungen Menschen, von der Familie über die Schule bis zur Hitlerjugend. Ab 1936 wurde die HJ zur alleinigen Staatsjugendorganisation erklärt, und ab 1939 gab es eine Zwangsmitgliedschaft für deutsche Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren. Die HJ diente als zentrale Jugendorganisation der NSDAP zur systematischen Indoktrination und Vorbereitung der Jugend auf den Kriegsdienst.

Die Nationalsozialisten betrachteten Russen, wie andere slawische Völker, als "minderwertige Rasse"  und "Untermenschen" gemäß ihrer Rassenideologie. Die NS-Ideologie betrachtete die Deutschen als Teil der überlegenen "arischen Rasse". Russen galten als Bedrohung für die "Reinheit" der deutschen "Rasse". 

Die beiden älteren Brüder meines Vaters mussten mit dem tief verinnerlichten Feindbild vom russischen Untermenschen für „Führer und Vaterland“ an der Ostfront ihr Leben lassen. 

Sanitäts-Obergefreiter Gerhard Schüßler in Afrika/Tunesien 9. Januar bis 25. April 1943

Mein Vater Gerhard Schüßler hatte "Glück". Er war als Sanitäts-Obergefreiter der
3. Fallschirm Division an der Westfront und in Afrika im Einsatz. Im Juni 1947 kehrte er nach dreijähriger US-Gefangenschaft unversehrt und erfolgreich "entnazifiziert" in sein unterfränkisches Heimatdorf Heßdorf zurück. Wir nannten unseren Vater bis an sein Lebensende Sani, weil er im Krieg Sanitäter war.



 9. Januar - 25. April 1943 Afrika -Tunesien

1949 war Sani nach einer erfolgreichen Ausbildung zum  Industriepolizisten bei der MP in Würzburg angestellt. Mein Vater wäre so gern bei der MP geblieben, aber meine Großeltern machten ihm einen Strich durch die Rechnung.


Da seine älteren Brüder gefallen waren, setzten sie ihren Sohn mit Hilfe des intriganten evangelischen Höllricher Pfarrers moralisch massiv unter Druck und zwangen ihn förmlich den verschuldeten, heruntergewirtschafteten Bauernof zu übernehmen.


In den nachfolgenden Feldpostbriefen von Paul Schüßler, dem älteren an der Ostfront gefallenen Bruder meines Vaters, wird in einigen seiner Briefe diese indoktrinierte Abneigung, diese Verachtung, der Hass und die vermeintliche Überlegenheit gegenüber den Russen leider nur zu deutlich.



22. Juni 1941  · Unternehmen Barbarossa
DER ANGRIFF NAZI-DEUTSCHLANDS AUF DIE SOWJETUNION

Unternehmen Barbarossa war der Codename für den Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs. Der Überfall markierte den Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges. Hitler hatte den Angriff auf die Sowjetunion bereits nach dem Sieg über Frankreich im Juni 1940 ins Auge gefasst. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs feierte das Nazi-Regime eine Reihe militärischer Erfolge: Berauscht von den schnellen Siegen in Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich bereitet die Wehrmacht ein geheimes Manöver im Osten vor, fest davon überzeugt, nach wenigen Monaten wieder zuhause zu sein.

Die Wehrmacht sollte in einem schnellen Feldzug bis zum Ural vorstoßen.

Der "Generalplan Ost" der Nationalsozialisten sah vor, Osteuropa bis zum Ural als deutsches Siedlungsgebiet in Besitz zu nehmen.

 Der Krieg gegen die Sowjetunion hatte jedoch eine vollkommen neue Dimension: Er wurde als Eroberungs- und Vernichtungskrieg geführt.
Dabei ging es um die „Erringung neuen Lebensraumes im Osten“,
wie Hitler es nannte, und die „Ausrottung der jüdisch-bolschewistischen Untermenschen“.

Mit mehr als drei Millionen Soldaten griff die Wehrmacht ohne Kriegserklärung auf breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer an. In riesigen Kesselschlachten werden Hunderttausende Rotarmisten getötet oder gefangen genommen. Doch auch die Wehrmacht zählt in den ersten zehn Wochen des Krieges über 400.000 Mann an Toten, Vermissten oder Verwundeten.

Operationen und Schlachten des Unternehmens "Barbarossa", des Überfalls auf die Sowjetunion, Juni bis Dezember 1941.
© Bundeswehr/Frank Schemmerling 2021



IN ERINNERUNG AN MEINEN NIE ONKEL GEWORDENEN ONKEL HEINRICH

Heinrich Schüßler ( *18.01.1920 - ✙14.07.1941), der ein Jahr ältere Bruder meines Vaters Gerhard war einer der über drei Millionen deutschen Soldaten, die in die Sowjetunion ziehen mussten. Schütze Heinrich durfte drei Wochen nach dem Überfall, am 14. Juli 1941 sein junges Leben in Weißrussland für "Führer und Vaterland" opfern. 

Da ich Heinrichs Feldpost nicht habe, kann ich nur vermuten, dass er bereits im September 1939 beim Überfall auf Polen dabei war und nach 2 Jahren Kriegseinsatz mit 21 Jahren gefallen ist.

Heinrich Schüßler ( *18.01.1920 - ✙14.07.1941)


Heinrich ist vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Schtschatkowo überführt worden. In Schtschatkowo ruhen 34.172 deutsche Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Belarus gefallen oder in Kriegsgefangenschaft verstorben sind. Auf dem Soldatenfriedhof Schtschatkowo steht an zentraler Stelle ein Kreuz. Unter dem Kreuz liegt eine Platte mit der Inschrift auf Deutsch und auf Russisch:


„MÖGEN DIE TOTEN IHRE RUHE FINDEN UND ZUM
VERBINDUNGSPFAD ZWISCHEN DEN LEBENDEN WERDEN.“

Ein Auszug aus Pauls Feldpostbrief vom 16. August 1941, nachdem er die Nachricht vom Tod seines geliebten Bruders Heinrich erfahren hatte:

Liebe Eltern und Geschwister!                                                     
Mit Tränen in den Augen musste ich heute Euren Brief in Empfang nehmen. Die traurige Nachricht musste ich schon vor ein paar Tagen vom Schlosser Hans erfahren, dass unser lieber guter Heinrich nicht mehr unter den Lebenden weilt und jetzt in Russlands kühler Erde ruht. Ihr dürft es mir glauben, es sind meine schlimmsten Stunden, die ich bisher in meinem Leben durchgemacht habe. Ich kann es gar nicht fassen, wenn ich noch mal im Urlaub komme und Heinrich überhaupt nicht mehr vor meinen Augen bekomme. Dass der Krieg bald aus ist und Heinrich in unserer Familie unvergesslich bleibt ...

... Gerhard (Pauls jüngerer Bruder, mein Vater) soll mir mal schreiben. Nur eines tröstet mich noch, dass unser guter Heinrich nicht den bolschewistischen
Mördern in die Hände gefallen ist. Wenn Ihr mal Gefangene bekommt, dann wisst ihr, wie ihr die zu behandeln habt. 

... Ihr könnt es mir glauben, was wir hier schon mitgemacht haben, und was ich um Heinrich schon geweint habe, es ist, dass reinste Menschenmorden,
habe bis jetzt  vier Pferde verloren, wir müssen uns fortbewegen durch kleine Russenpferde. Grundlose Straßen, weiter hat man ja nichts in Russland.
Wir liegen zur Zeit fast am Bug und werden in den nächsten Tagen bei ? überschreiten.
Ich schließe mit der Hoffnung, dass Euch der Brief bei bester Gesundheit antrifft.
Schreibt mir im nächsten Brief nicht mehr von Heinrich. Ihr dürft es mir nicht übel nehmen, ich bringe es sonst nicht über mir.
Es wird auch mal Urlaub geben. Gruß Paul


 IN ERINNERUNG AN MEINEN NIE ONKEL GEWORDENEN ONKEL PAUL


WHERE HAVE ALL THE SOLDIERS GONE,
GONE TO GRAVEYARDS EVERY ONE

Das Kriegsschicksal des ältesten Bruders meines Vaters,
Feldwebel Paul Schüßler
(*06.04.1915 - ✙08.03.1945) war besonders bitter und tragisch.

Paul war in all den Kriegsjahren
durch die Hölle gegangen und hat unsägliches Leid erfahren müssen.
Die Briefe an seine Familie haben
mich zu Tränen gerührt und machen mich immer wieder aufs Neue traurig. 

Der letzte Brief jedoch, den Paul
am 5. März 1945, drei Tage vor seinem einsamen Tod aus einem verschneiten Bunker in Oberschlesien geschrieben hat, ist einfach zu herzzerreißend. Er hoffte auf ein gesundes Wiedersehen. Am 8. März 1945 hatte eine russische Granate Pauls Halsschlagader zerfetzt.

FÜR HEUTE RECHT HERZLICHE GRÜSSE VON EUREM PAUL ... UND HOFFE AUF EIN GESUNDES WIEDERSEHEN

SAG MIR, WO DIE BLUMEN SIND
WO SIND ALL DIE JUNGEN MÄNNER HIN

Marlene Dietrich singt "Sag mir, wo die Blumen sind" in der Sendung "Deutsche Schlagerfestspiele 1963













WANN WIRD MAN JE VERSTEHEN?
WHEN WILL THEY EVER LEARN?


Paul Schüßler (*06.04.1915 - ✙08.03.1945), der älteste Bruder meines Vaters Gerhard ruht auf der Kriegsgräberstätte in Siemianowice  - Endgrablage: Block 11 Reihe 10 Grab 947. Es ist ist der größte deutsche Soldatenfriedhof in Polen und die Ruhestätte für 33.283 Deutsche, die im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind. Siemianowice liegt im Süden Polens in der Wojewodschaft Śląskie (früher Schlesien), nördlich von Katowice (früher Kattowitz). Die Kriegsgräberstätte wurde am 10. Oktober 1998 eingeweiht.


PAULS FELDPOST IN DIE UNTERFRÄNKISCHE HEIMAT
1941 - 1945

Die Originale der nachfolgenden Feldpostbriefe befinden sich im Besitz meiner Cousine. Sie hat Pauls Briefe vor vielen Jahren in Word erfasst und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Leider ist sie meiner Bitte, mir auch Heinrichs Feldpost zukommen zu lassen nicht nachgekommen.

WO SIND DIE BRIEFE MEINES VATERS?
Möglicherweise befindet sich auch die Feldpost meines Vaters, auf den meine Cousine, die Lehrertochter herabsah, weil er ja nur ein einfacher Bauer war und meine Oma Helene angeblich so schlecht behandelte. Vielleicht hat aber auch meine Oma die Briefe ihres jüngsten Sohnes Gerhard verbrannt? Aus Wut, weil ausgerechnet der Sohn, den sie nie besonders schätzte, unversehrt aus der Gefangenschaft zurückkehrte und ihre beiden Lieblingssöhne Heinrich und Paul sterben mussten. Ich werde es nie erfahren was aus den Briefen meines Vaters geworden ist. 
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben !                                                                                        21. Juli 1941

Wir wurden 60 km von Belgrad eingeladen und sind nach einigen Tagen in Iasi in Rumänien gelandet. Näheres darüber brauche ich euch ja nicht zu schreiben. Dass Heinrich* in Russland ist, habe ich mir ja gedacht. Post habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Habt ihr schon etwas von ihm gehört ? Schreibt mir sofort Nachricht. Denn Heinrich und Gerhard kommen mir den ganzen Tag nicht aus den Kopf. 

Ich endige mit der Hoffnung, dass alle beide gesund und munter in die Heimat zurückkehren. Habe leider nicht viel Zeit zu schreiben. Habe selber andere Sachen im Kopf.
Gruß Paul

Von Belgrad nach Iasi in Rumänien. Siedlungsschwerpunkt der rumänischen Juden. Rumänien war Verbündeter. Am Pogrom von Iasi am 29. 6.1941 waren auch in Iași stationierte Einheiten der Wehrmacht beteiligt.


--------------------------------------------------------------------------
-------

Liebe Eltern und Geschwister!                                                     16. August 1941

Mit Tränen in den Augen musste ich heute Euren Brief in Empfang nehmen. Die traurige Nachricht musste ich schon vor ein paar Tagen vom Schlosser Hans erfahren, dass unser lieber guter Heinrich nicht mehr unter den Lebenden weilt und jetzt in Russlands kühler Erde ruht.
Ihr dürft es mir glauben, es sind meine schlimmsten Stunden, die ich bisher in meinem Leben durchgemacht habe. Ich kann es gar nicht fassen, wenn ich noch mal im Urlaub komme und Heinrich überhaupt nicht mehr vor meinen Augen bekomme. Dass der Krieg bald aus ist und Heinrich in unserer Familie unvergesslich bleibt.
Gruß Paul

Gerhard* soll mir mal schreiben. Nur eines tröstet mich noch, dass unser guter Heinrich nicht den bolschewistischen Mördern in die Hände gefallen ist. Wenn Ihr mal Gefangene bekommt, dann wisst Ihr, wie ihr die zu behandeln habt. Denn wenn man so miteinander aufgewachsen ist und Freud und Leid miteinander geteilt hatt, denn Heinrich war doch jemand, in Not und Gefahr, hilfsbereit zur Seite gestanden, er konnte doch keiner Fliege was zu Leide tun.





---------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben!                                                                                            27.9.1941

Heute den 27.9 konnte ich euren lieben Brief vom 7.9. mit großer Freude
erhalten. Bei mir ist alles noch in Ordnung, und was bei euch Gesundheit anbelangt auch noch der Fall ist, was ja bei der Zeit die Hauptsache ist. Ein
Jahr ist jetzt verflossen, als ich Heinrich das letzte Mal gesehen habe. Nicht einmal als Soldat in ganzer Uniform konnte ich ihn vors Gesicht bekommen.
Ihn musste auch die Kugel gleich tödlich treffen um nie mehr die Heimat
wieder zu sehen. Ein schlichtes Kreuz wird den Grabhügel schmücken.
Bald wird die Zeit kommen, wo es anfängt und es kalt wird und hoher
Schnee bedeckt Russlands Flure, rauhe Winde wehen von Norden und
decken Kreuz und Grab zu, und niemand wird sich um ihn kümmern können.


---------------------------------------------------------------------------------------------

Brief an meinen Vater Gerhard, Pauls jüngsten Bruder

Lieber Gerhard,                                                                                          10.11.1941

Deinen lang ersehnten Brief habe ich heute den 10.11. mit großer Freude erhalten. Aus deinen lieben Zeilen ersehe ich, daß du noch gesund bist, was ja auch Gott sei Dank auch noch bei mir zutrifft und hoffen, dass wir beide die Heimat gesund wiedersehen, was ja bei unserem lieben Heinrich nicht mehr der Fall ist. Es will mir gar nicht in den Kopf, wenn wir wieder mal zu Hause sind und Heinrich nicht bei uns ist. Unsere Gedanken werde dann zurückschweifen auf einen einsamen Friedhof in Russland, wo er begraben liegt, und niemand kann an sein Grab gehen.


Ich schreibe dir heute diese Zeilen in einer kleinen Lehmhütte am Ufer des Schwarzen Meeres, in nächster Nähe der Stadt Feodossija*. Gestern, den 9.11.1941 habe ich im Hafen von Feodossija Hafer geholt und dort hat die Luftwaffe ganze Arbeit geleistet. Meinen Hafer konnte ich nur noch aus den Trümmern herausholen.

Unsere Division war bei dem Durchbruch der Landung zu Krim dabei. Hat allerhand Hitze gekostet und jetzt wieder bei der Landzunge zum Kaukasus. Ich hoffe nicht, dass wir im Kaukasus auch noch dabei sind.
Ich bin wieder mal froh, ein Dach überm Kopf zu haben.

Haben auch heute den ersten Schnee und keine Straßen. Bis an die Knie geht der Dreck. Was noch das Allerschönste ist, die Läuse und Flöhe, die wir haben, können uns kaum ärgern. 

Wollten alles gerne verschmerzen, wenn wir mal rauskommen würden. Du schreibst noch, dass ich so lange nichts von mir hören ließ. Deine Briefe beantworte ich doch immer sofort, aber der Postverkehr ist sehr schlecht und die Entfernung ist zu weit. Bis ich einen Brief von dir erhalte, vergehen 4 Wochen und so auch umgekehrt sind schon 10 Wochen Zwischenzeit.



---------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben !                                                                                             3.1.1942

Gestern, den 2.1. konnte ich euren lieben Brief vom 1. Dezember mit großer Freude erhalten, die erste Hälfte von eurem Brief konnte ich mit Ruhe lesen,
aber die andere Hälfte konnte ich nicht mehr mit Ruhe lesen, denn wenn man
so Sachen immer wieder hört, da steigt die Galle, denn so etwas ist mir nicht unbekannt. Man sollte überhaupt keine Gefangenen machen.
Alles übern Haufen geschossen.

An dem selben Abend ist mir noch einer in die Hände gelaufen, aber der hat
sein Andenken von mir bekommen. Ich konnte mir nicht mehr helfen vor Wut.
Er sollte mir Stroh holen und hat es nicht gemacht.

Der 2. Januar 1942 bleibt uns in Erinnerung. Bei 30 Grad Kälte mussten wir 38 km marschieren und dabei einen Schneesturm. So etwas habt ihr und ich noch nicht erlebt. Viele von uns haben die Nase, Ohren, Hände und Füße erfroren. Wie das weiter gehen soll, weiß ich auch nicht. Ich war mit meinem Arm beim Arzt, 1 Stunde noch, dann wäre er so viel wie verloren gewesen. Die Sehnen hat es ein wenig angepackt.



--------------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Eltern,                                                                                                  24.5.1942

Heute am Pfingstsonntag will ich nicht versäumen euch einige Zeilen zu schreiben, gleichzeitig meinen herzlichen Dank für die Päckchen, die ich am Samstag erhalten habe.Ich hoffe, dass ihr alle noch gesund seid, was ich auch noch von mir schreiben kann.
Als der Krieg mit Polen anfing, hätte man nie gedacht, dass man drei mal Pfingsten im Krieg erleben muss und immer in ein anderes Land, 1940 im Luxemburger Wald, 1941 in Florina (Griechenland Balkanfeldzug) 1942 in Pinjenosch bei Taganrog*
… und wo werden wir Pfingsten 1943 erleben müssen?
Ich denke nicht mehr in Russland.


Die Päckchen sind gerade am richtigen Tag eingetroffen. Vielleicht gibt es heute am Pfingstsonntag etwas besonderes, man kann es nicht wissen. Habe auch vielen Dank für die Zigaretten, ich von Gerhard erhalten habe. Die Witterung wird bei euch wohl auch etwas besser sein, wir können zur Zeit nicht klagen, nur sehr viel Wind kommt durch die Lage des Schwarzen Meeres. Wie wir schon erfahren haben, soll es 35-40 Grad warm werden, etwas Wind ist dann immer gut.

Ich hoffe, daß Gerhard einen guten Urlaub verbracht und auch manche schwere Arbeit abgenommen hat. Bei uns geht es mit Urlaub sehr langsam, fährt nur ein geringer Prozentsatz. Ich würde auch mal dran kommen 1943.


---------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Mutter!                                                                  Bessarabien 30.4.1944

Ich bringe es nicht über mir. Ich muss wieder mal einige Zeilen schreiben. Bin heute am 30.4. bei der 97 J.D. angekommen. Von der Schule sind nur noch 6-8 Mann an, das andere kannst du dir ja denken. Es tut mir sehr leid, weil man sich an den Kameraden gewöhnt hat.

Von meinen zurückgelassenen Sachen fand ich nichts mehr vor. Jetzt kannst du dir ja denken, wie ich im rumlaufe. An Ersatz ist nicht zu denken. Habe nur noch, was ich am Leibe trage.

Liebe Mutter, du hattest recht. Du weißt es immer besser als wir Jungen. Ich hätte meine schmutzigen Hemden mit nach Hause nehmen müssen. Ich hatte es gut gemeint. Ich wollte euch nicht mehr Arbeit machen.


Liebe Mutter, wenn ich daran denke, als ich am Sonntag, den 20. Februar 1944 mittags in die Küche trat und du kamst aus der Kammer heraus, standest plötzlich vor mir. Fast 8 Wochen später mussten wir oben auf der neuen Straße Abschied nehmen. Vielleicht für immer. Ich sehe dich noch vor mir, als wenn es vor einer halben Stunde gewesen wär. Ich kann diesen Augenblick nicht vergessen.

Eben hab ich von Gerhard auch einen Brief erhalten, geschrieben am 22.1. sowie von Tante Johanna vom 27.12. Gerhard macht mir wieder schwere Vorwürfe, ich hätte ihm nicht geschrieben, aber ich weiß genau, daß ich ihm von der Schule aus im Januar geschrieben habe.

---------------------------------------------------------------------------------------------

Pauls letzter Muttertagsgruß vom Felde - der Brief enthielt im Briefumschlag getrocknete Blumen

Liebe Mutter!                                                                            Im Felde, 9.5.1944

                                                                           
Auch in diesem Jahr will ich nicht versäumen, Dir liebe Mutter, die herzlichsten Grüße und Wünsche zum Muttertag auszusprechen. Ich nehme an, dass dich der Brief bei bester Gesundheit antrifft sowie auch alle in der Familie und dass dich meine Zeilen noch vor dem großen Tag erreichen.


Wieder ist ein Jahr vergangen von Arbeit, Kummer und Sorgen. Gerade ihr seid es, die während des Krieges die größten Lasten und Sorgen zu tragen haben. Aber besonders ist es für die am schwersten, die ihre Söhne dem Vaterland für immer gaben.

Eben erinnere ich mich noch ans vergangene Jahr als ich am Muttertag zum Kuban* abrückte 9.5.1943 abrückte, da kam es mir auch immer wieder in den Kopf was wohl uns die nächsten Monate wieder bringen, anschließend bekam ich von dir das kleine Kopfkissen zugeschickt, was ich immer sehr in Ehren hielt, aber leider durch Feindeinwirkung verloren ging.

Monate vergingen und ich stand eines Tages wieder vor dir. Wird sich das wohl wiederholen? Aber leider hat sich seit dieser Zeit vieles geändert. Damals war ich Futtermeister, was ja heute nicht mehr der Fall ist.


---------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Mutter!                                                               Im Osten, den 1. Juli 1944

Gestern am 3.6. konnte mich dein erster Brief wohlbehalten in der Stellung erreichen, worin auch Vater seinen Brief .Beide geschrieben am 19.6. und 21.6. Dafür spreche ich meinen herzlichen Dank aus. Aus euren lieben Zeilen sehe ich, dass ihr wohl alle noch gesund seid, aber recht in Kummer und Sorge lebt, was ich auch begreifen kann.

Statt das Leben, wenn man älter ist, leichter wird, wird einem immer mehr Last auferlegt, mit einem Wort gesagt, das Leben ist ein Kampf, von der Geburt bis zum letzten Atemzug, aber auch im Krieg wird eben das Leben noch verschlimmert.

In den letzten Jahrhunderten gibt es fast keine Generation, die nicht einen Krieg über sich ergehen lassen musste. So wird es auch weiter sein bis zum jüngsten Tag.

Meinen ersten Brief, wo ich hier von der Stellung aus geschrieben habe, werdet ihr wohl erhalten haben. Bis jetzt bin ich noch gesund und munter. Wollen unserem Herrgott danken, dass es auch weiter so bleibt.

Nur Gerhard macht mir auch viel Sorgen. Habe seitdem ich im Osten wieder bin noch keine Post erhalten. Hoffentlich behält ihn unser Herrgott am Leben, auf dass er wieder froh und guten Mutes in unser Elternhaus und unsere liebe Heimat zurückkehren kann. Mit gleicher Post ist auch ein Brief von Tante Lydia eingetroffen. Teilt mir mit, daß sie in ungefähr 5-6 Wochen wieder zurückfahren will. Mit dem Wohlstand und Reichtum wird es bei der Frau Wagner auch vorbei sein, denn welche Leute können sich in der Zeit, wo man sich mit wenigem begnügen muss schlecht sein finden.

Liebe Mutter ! Wenn ich deine Zeilen folge, möchte ich am liebsten auf und davon gehen und Richtung Heimat anschlagen. Mein erster Weg wäre natürlich erst in den Garten, denn Garten ist bei uns zu Hause vor Jahren ein ganz komischer Begriff gewesen. Man saß nur im Garten, wo in höchster Pflege in seltenen Fällen bei anderen Leuten, denn bei uns war ja nie die Möglichkeit vorhanden, einen Garten, an dem man seine Freude haben möchte, in Ordnung zu halten.
---------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Eltern!                                                                                                   
2.9.1944

Habe gestern in meinem neuen Abschnitt die erste Post von euch bekommen. Einen Brief vom 20.8.und einen vom 24.8. wofür ich euch herzl. Dank schreibe. Briefe geschrieben von Vater, will daher euch gleich wieder schreiben. Ein  Zeichen, dass ich noch am Leben bin, denn in jeder weiteren Stunde kann es anders sein.

Gleichzeitig kann ich euch die freudige Mitteilung machen, daß ich mit gleicher Post auch einen Brief von Gerhard erhalten habe. Hat natürlich sehr lange gebraucht, weil er auf die alte Feldpostnummer gelaufen ist, geschrieben am 22.7. (vier Wochen später, am 20.8.1944 wurde mein Vater Gerhard in der Normandie gefangen genommen)

Aus deinem Brief muss ich lesen, dass es dir zur Zeit gar nicht gut geht. Ist für mich gar nicht erfreulich. Du schreibst, du hättest nur noch 128 Pfund. das ist sehr traurig. Die Tränen standen mir in den Augen, als ich das lesen mußte, daß du dich in deinen alten Tagen (Oma war da 51 Jahre alt!) noch so plagen musst und dabei soweit runtergekommen bist.Es freut mich, dass ihr mit der Ernte soweit fortgeschritten seid. Dabei sind wir Schorsch vielen Dank schuldig. Wenn wir mal abgelöst werden, dann schreibe ich Schorsch einen ausführlichen Brief, denn hier bringe ich meine Gedanken nicht zusammen.

Wegen meiner Pistole unternehme ich keine Schritte mehr. Habe mehr Schreiberei damit. Würde die wahrscheinlich auch nicht mehr kriegen.


--------------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Schwester Elenore!                                                                          4.9.1944

Ein Zeichen, daß ich noch am Leben will ich dir auch wieder ein kleines Brieflein schreiben. Heute erhielt ich einen Brief von Vater mit Briefpapier. Beim Lesen konnte ich feststellen, daß das Briefpapier von dir war. Ich schreibe dir dafür meinen recht herzlichen Dank. Das Papier soll auch besonders für dich gedacht sein.
Ich glaube, dass jetzt dein Urlaub abgelaufen ist. Ich gönne dir aber noch einige Tage. Ich wollte, ich könnte auch wieder einige Tage zu Hause verbringen. Es geht doch nichts über die Heimat. Ich habe meine Heimat beziehungswiese unser Dorf immer hochgehalten und geschätzt. Als Kind war es mir schon immer schwer, wenn ich zu Hause fort musste.

Ich glaube, dass du es verstehst, denn jeder Mensch hat eine andere Natur.
Der eine starke ,der andere schwache Nerven. Meine Nerven sind zum voll und ganz aufgerieben.

---------------------------------------------------------------------------------------------

Liebe Mutter!                                                                                             14.12.1944

Die Lage erlaubt es mir nicht immer regelmäßig zu schreiben, aber heute bevor es wieder zum Sturm geht, sollst du, liebe Mutter, noch einige Zeilen von mir erhalten. Man weiß ja nicht wie das wiederherum geht. Hoffentlich ist unser Herrgott bei mir und behütet mich vor allem Unheil.

Meine letzten Briefe werdet ihr wohl alle erhalten haben. Ich nehme an, daß auch dieser Brief wohlbehalten in eure Hände kommt. Vor allem wünsche ich dir, liebe Mutter, viel Glück und alles Gute zu deinem 51. Geburtsag, daß du uns noch lange erhalten bleibst und noch viele Jahre in unserer Mitte weilst.

Wieder gehen wir einem neue Jahr entgegen und wieder wäre ein Kriegsjahr zuende. Wollen doch sehen, was uns das Jahr 1945 bringt. Hoffentlich mehr als das vergangene. Wie man aber sieht, werden die Zeiten immer trauriger.

 Kein Urlaub, nur durch eine Verwundung hätte ich das Glück gehabt, euch bald mal wieder zu sehen, aber besser wäre es doch, wenn man mit heiler Haut davon kommen würde. Einige Wochen sind wieder vergangen seit ich die letzte Post von euch erhalten habe. Ich glaube doch, dass bei euch alles noch in bester Ordnung ist.

Es wäre bald Zeit ,dass man eine nähere Nachricht von Gerhard erfahren
würde. Im vergangenem Jahr (24.12.1943) war es Gerhard beschieden das Weihnachtsfest in eurer Mitte zu feiern, aber was für Weihnachten wird er
heuer erleben. Hoffentlich eine bessere als ich.

--------------------------------------------------------------------------------------------

Pauls Feldpost von der Ostfront — wenige Tage vor Weihnachten 1944

Meine Lieben!                                                                                              21.12.1944

Weil es heute etwas ruhiger ist, will ich wieder eine Nachricht von mir geben. Post habe ich bis jetzt noch nicht erhalten, Ich hoffe auf Weihnachten einige Zeilen zu erhalten. Nur noch einige Tage sind es bis zu dem schönsten Feiertag des ganzen Jahres. Es werden aber traurige Tage werden.

Es ist heute der fünfte Tag bei dieser Witterung ohne Bunker und ohne Unterschlupf. Heute sind wir in einem Wald. Wenn man mal zum Schreiben Handschuhe braucht, könnt ihr sehen, dass es kalt ist. Alles friert zu einem Eisklumpen zusammen. Essen kalt, Kaffee kalt. Die Fünfte Nacht so ohne zu schlafen. 

Heute Nacht hat es mir den Leib vor lauter Kälte zusammengezogen und in den Füßen habe ich gar kein Gefühl mehr drinnen. Jetzt sehe ich erst, was es heißt Infantrist zu sein. Dies alles ist unserem lieben Heinrich erspart geblieben. 

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben!                                                      
Heiliger Abend, 24.12.1944

Habe nach langer Zeit wieder drei Briefe von euch erhalten, sowie auch einen von Tante Lydia. Dafür sage ich euch meinen herzlichen Dank. Bis jetzt bin ich noch gesund. Dasselbe hoffe und erwarte ich auch von euch allen, die sich zur Zeit zuhause befinden.

Heute 24. Dezember, Heiliger Abend. An unseren Stellungen hat sich noch nichts gebessert. Wir liegen immer noch in den Löchern. Kein Soldat hätte das erwartet, dass es heute so ein Weihnachten würde. Von Weihnachtsstimung keine Spur. Alle machen trübe und niedergeschlagene Gesichter. Jeder hat nur sein ..... an sitzt er Tag für Tag, Nacht für Nacht, den Blick immer nach vorne gerichtet.

Besonders heute scheint uns der Russe nicht ganz sauber zu sein, denn an solchen Tagen greift er meistens an. Er kennt ja keine Weihnachten. Wenn man nur wenigstens einen Bunker hätte, wo alle gemeinschaftlich untergebracht wären, aber alles drüber schreiben und denken ist umsonst.

Weiter bin ich mit meinen Gedanken voll und ganz bei euch. Ich denke zurück an die Weihnachtszeit, die wir noch als Kinder bei euch Lieben zu Hause erleben

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Pauls Brief vom 6. Januar 1945 aus einem Lazarett an der Ostfront

Erfrierungen zweiten Grades - selbstverschuldet!
„Der Dank des Vaterlandes ist dir gewiss!“

Er habe wegen seiner Erfrierungen solche Schmerzen, dass er mehrere Nächte nicht geschlafen habe. An seinen Erfrierungen sei er nach Meinung der Herren vom Bataillon selber schuld. Sie wollten ihn dafür sogar bestrafen und ihn vor ein Kriegsgericht stellen. Das muss man sich mal vorstellen. Als habe er zum Vergnügen mit seinen Leuten Weihnachten frierend in eisigen Erdlöchern im Wald fern von der Heimat verbracht. „Wenn man nur wenigstens einen Bunker hätte, wo alle gemeinschaftlich untergebracht wären", schreibt Paul da in seinem Brief an Heiligabend, zwei Wochen vor seinem Lazarett-Aufenthalt.

„Heute Nacht hat es mir den Leib vor lauter Kälte zusammengezogen und in den Füßen habe ich gar kein Gefühl mehr drinnen", klagt er da unter Schmerzen nach fünf Tagen und schlaflosen Nächten in einem Wald bei Eiseskälte ohne Unterschlupf, ohne Bunker, ohne wärmende Getränke.

Was für ein tragisches Leben! Paul war ja schon in all den Jahren durch die Hölle gegangen und hat so viel entbehren müssen. Zu all dem Kummer, den unsäglichen Strapazen, Heimweh, Angst und Schmerzen sorgte er sich auch noch degradiert zu werden, weil man seine Erfrierungen als Selbstverschuldung einstufen wolte. Dann hätte er auch weniger Geld bekommen, das Paul offenbart regelmäßig an seine Eltern schickte. Auf diese Unterstützung waren meine Großeltern anscheinend angewiesen. Wahrscheinlich, weil der Hof schon in den 40-er Jahren total verschuldet und mit einer Hypothek belastet war, die dann mein Vater nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft abbezahlen musste.


--------------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben!                                                   
Ostsudetenland,  den 4.2.1945

Heute will ich euch die ersten Zeilen aus dem Reich schreiben und zwar aus Botenwald bei Oderberg*.

Am 2. Februar habe ich das erste Mal Schuhe angezogen. Am längsten werde ich aber hier gewesen sein. Post habe ich bis jetzt noch nicht erhalten. Es wird bald 1/4 Jahr. Ich nehme natürlich an, daß es euch allen noch gut geht.

Die Stimmung von den Leuten ist gerade nicht besonders. Es wird im Altreich auch nicht besser sein.

Ich nehme an, daß die Päckchen auch inzwischen angekommen sind, wo ich abgeschickt habe. Was habt ihr denn von Gerhard gehört?

Den Berlinern wird es allmählich warm werden. Stalin hat einen Befehl heraus gegeben, daß alle Sodaten im Reichsgebiet freie Hand haben können.

Rauben, Plündern und Vergewaltigungen. Ist das nicht die Höhe ?

Ich will schließen und wünsche euch weiterhin alles Gute !
Auf Wiedersehen
Herzl. Gruß Paul

--------------------------------------------------------------------------------------------------

Pauls letzte Feldpost vom 5. März 1945 aus einem eisigen Bunker in Oberschlesien  – drei Tage vor seinem Tod

Meine Lieben!                                                                                           5.3.1945

Gestern, den 4.3. habe ich euren Brief vom 11. Februar mit bestem Dank
erhalten und spreche auch gleichzeitig für Eleonore ihren Brief, der schon am 31.1. geschrieben war, mit großer Freude erhalten. Aus den Zeilen kann ich entnehmen, dass du wieder bei bester Gesundheit bist. Ich will hoffen, daß bei euch alles noch in bester Ordnung ist. 

Mit meinen Füßen ist auch alles wieder in Ordnung. Muss mich halt schwer in Acht nehmen. Befinde mich schon wieder 14 Tage bei den Alp. ? und habe auch gleich wieder einen Zug erhalten. Wir haben jetzt einen neue Chef, mit dem verstehe ich mich besser als wie mit dem frühereren. Ich will hoffen, dass auch meine Geschichte zum besten ausgeht.

Diesen Brief schreibe ich euch das erste Mal aus einem Bunker. Seit gestern und heute schneit es ununterbrochen. Meine Leute sind vollständig in den Löchern eingeschneit. Wenn ich nachts die Stellung abgebe, finde ich kaum die Löcher. Wenn ich darinnen stehen müsste, hätte ich mir längst die Füße wieder erfroren, aber Gott sei Dank habe ich jetzt mal einen Bunker.

Aber daran ist nur der Iwan schuld. Er hat mir Zeit gelassen einen Bunker zu bauen. Wir hätten nie geglaubt, dass wir im März noch mal so ein Wetter bekommen würden. Bei euch wird es wohl nicht anders sein. Zur Zeit hat sich der Iwan sehr beruhigt und wird sehr wahrscheinlich wieder etwas ausknobeln. Vielleicht wieder einen Kessel.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                    21. Juli 1941

*Pauls Bruder,  Heinrich Schüßler starb am 14.Juli 1941, einige Wochen nach dem Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion.  Als sich Paul so sehr um seinen jüngeren Bruder sorgte, war Heinrich bereits seit einer Woche in Weißrussland gefallen.

                                                                                             
------------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                             16. August 1941

Ihr könnt es mir glauben, was wir hier schon mitgemacht haben, und was ich um Heinrich schon geweint habe, es ist, dass reinste Menschenmorden, habe bis jetzt vier Pferde verloren, wir müssen uns fortbewegen durch kleine Russenpferde. Grundlose Straßen, weiter hat man ja nichts in Russland.
Wir liegen zur Zeit fast am Bug und werden in den nächsten Tagen bei ? überschreiten. 

Ich schließe mit der Hoffnung, dass Euch der Brief bei bester Gesundheit antrifft.

 Schreibt mir im nächsten Brief nicht mehr von Heinrich. Ihr dürft es mir nicht übel nehmen, ich bringe es sonst nicht über mir.
Es wird auch mal Urlaub geben.

Im August 1941 kam es zu einer bedeutenden Wende im deutsch-sowjetischen Krieg. Die bis dahin scheinbar unaufhaltsame Wehrmacht geriet erstmals an ihre Grenzen. Bei Jelnja, südöstlich von Smolensk, gelang der Roten Armee ein erfolgreicher Gegenangriff, der die deutschen Streitkräfte zum Rückzug zwang. Diese Entwicklung führte zur sogenannten "Augustkrise" in den obersten Kommandobehörden der Wehrmacht. Es entbrannten heftige Auseinandersetzungen über die weitere Kriegsführung: Das Oberkommando des Heeres (OKH) wollte weiter nach Osten vorstoßen, um Moskau einzunehmen. Adolf Hitler hingegen bevorzugte eine Verlagerung des Schwerpunkts nach Süden, um das Donezbecken und die Erdölquellen in Baku zu erobern. Am 22. August 1941 befahl Hitler schließlich, die Panzergruppe 2 und die 2. Armee nach Süden einzudrehen. Dies führte zu einem Zeitverlust von fast zwei Monaten für den geplanten Vorstoß auf Moskau, der erst am 30. September begann.


------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                           27.9.1941

Heinrich werde ich nie vergessen. Er wird in mir weiterleben und wird mein guter und treuer Bruder bleiben, wenn er auch weit von mir in fremder Erde ruht. Mit Sehnsucht denken wir and die Stunde der Erlösung. 

Es fängt jetzt an kalt zu werden. Heute hatten wir eine dicke Eisschicht und nichts anders als Läuse und Flöhe. Es freut mich, daß ihr mit der Ernte fertig seid und auch die Kartoffelernte gut einbringt. Habe wieder 85 Mark abgeschickt und hoffe, dass es gut heimkommt und gleich an seinen richtigen Ort gebraucht wird. Schreibt mir mal die Gesamtsumme und was ich monatlich bekomme. Hoffentlich werden wir abgelöst.

Ich endige mit der Hoffnung, dass ihr gesund und munter bleibt.
Gruß Paul

-------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                                                                                                                                            

                                                                                                                10.11.1941

Von zu Hause bekomme ich geschrieben, ich würde dir nicht schreiben, dann habe ich auch ganz andere Arbeit und muss mehr im Kopf haben und nicht die Gelegenheit wie du. Das wirst du doch einsehen.

Lieber Gerhard, es freut mich, dass es mit der Arbeit zu Hause gut vonstatten geht, aber immer wieder die alte Klage über dem Gespann. Das habe ich mir im vorherein schon gedacht. Ochsen bleiben Ochsen, im Winter wie im Sommer.

Lieber Gerhard, was haben wir denn in Heßdorf verbrochen, dass die Todesopfer kein Ende nehmen? Schlossers Hans musste auch sein Leben lassen auf der Landzunge von Kärtsch. Darüber möchte ich nicht schreiben, sonst werde ich noch ganz kopflos.

Ich schließe mit der Hoffnung, daß dich der Brief bei bester Gesundheit antrifft und der Schwindel bald aus ist und hoffe noch, dass du bald Urlaub bekommst. Bei mir sieht es schlecht aus.

Herzliche Gruß dein Bruder Paul
Vielen Dank für das Bild.

-----------------------------------------------------------------------------------------
*Feodossija (ukrainisch Феодосія, russisch Феодосия, ist eine Hafenstadt in der Autonomen Republik Krim (Ukraine) mit etwa 90.000 Einwohnern. Bewohnt wird Feodossija mehrheitlich von ethnischen Russen. Nachdem die deutsche Wehrmacht am 3. November 1941 die Stadt erobert hatte, wurde die jüdische Bevölkerung Feodossijas von Angehörigen des Sonderkommandos 10b  der Einsatzgruppe D unter der Führung von Otto Ohlendorf aufgefordert, sich registrieren zu lassen. Am 1. Dezember 1941 erfolgte dann die „Umsiedlung“, die Internierung in einem Ghetto, der jüdischen und krimtschakischen Einwohner der Stadt. Drei Tage später, am 4. Dezember 1941, wurden große Teile der jüdischen Bevölkerung zusammen mit Krimtschaken, "Zigeunern" und angeblichen Kommunisten durch das Sonderkommando ermordet. Von den 3.248 Juden, die vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion in Feodossija lebten, wurden bis Ende 1941 2.000 bis 2.500 ermordet.
Nach einer Meldung an das Reichssicherheitshauptamt wurden
zwischen dem 16. November 1941 und dem 15. Dezember 1941 im Einsatzgebiet der Einsatzgruppe D (die gesamte Krim) insgesamt 17.645 Juden, 2503 Krimtschaken, 824 Zigeuner und 212 angebliche Kommunisten erschossen.

--------------------------------------------------------------------------------------------                                                                                                                      3.1.1942

                                                                                                                     
Wir sind jetzt seit 2. Dezember ununterbrochen auf Marsch.Vier Wochen!
Was wir schon mitgemacht haben, könnt ihr euch nicht vorstellen.
Lieber doch die Kugel. Wenn wir die übrigen km auch schon hätten.
Bis nach Rostow* (am Don) ist es noch sehr weit.

Noch dazu die schlechte Verpflegung. Früh ein Stück trocken Brot, mittag dasselbe. Muss man über den ganzen Morgen in der Tasche haben. Abends eine dünne Reissuppe mit ein paar Rindfleischbrocken und 30 Grad Kälte. Wir hoffen ja nicht, dass die Kälte lang anhält. Wenn einer keine gute Natur hat, hält er es nicht aus. 

Ich hoffe, dass bald meine Handschuhe eintreffen und etwas zum Essen, vielleicht einen Kuchen.

Ich schließe mit der Hoffnung, dass ihr alle gesund bleibt und der schreckliche Krieg in Rußland bald ein Ende nimmt.

Herzlicher Gruß
Paul

*Rostow/Don:
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt erstmals am 20. November 1941 in der Schlacht um Rostow durch die Truppen des deutschen III. Armeekorps eingenommen. Bereits zwei Tage später begann jedoch der massive sowjetische Gegenangriff, und am 28. November verließen die deutsche Truppen zusammen mit Kosakenverbänden Rostow am Don und zogen sich bis nach Taganrog zurück. Auf ihrem Rückzug hinterließen sie eine Schneise der Verwüstung. Viele Fabriken und Wohnhäuser wurden von ihnen niedergebrannt und 200 sowjetische Kriegsgefangene nur wenige Stunden vor der Befreiung der Stadt am Bahnhof erschossen. Auch etwa 3000 Bewohner der Stadt kamen in diesen acht Tagen bei Luftangriffen und Kämpfen ums Leben.

Die in Rostow lebenden Juden mussten sich am 11./12. August 1942 in einem Schulgebäude versammeln und wurden dann zur Smijowskaja Balka (Schlangenschlucht) getrieben, wo sie erschossen wurden.Wir sind jetzt seit 2. Dezember ununterbrochen auf Marsch. Vier Wochen! Was wir schon mitgemacht haben, könnt ihr euch nicht vorstellen. Lieber doch die Kugel. Wenn wir die übrigen km auch schon hätten.

----------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                        24.5.1942

Es müsste sich höchstens inzwischen was ändern, dass wir mal abgelöst würden, ich habe schlechte Hoffnung. Ich war damals einer von den letzten, wo in Wesseling gefahren sind, darum komme ich auch wieder als letzter dran.

Ich endige meinen Brief mit der Hoffnung, dass er euch bei bester Gesundheit antrifft und hoffe, dass es doch bald Urlaub gibt.
Für heute recht herzl. Gruß Paul


Heute am Pfingstsonntag würde ich auch gerne unserem lieben Heinrich ein paar Zeilen schreiben, aber es ist mir nicht vergönnt.

*Taganrog wurde am 17. Oktober 1941 von deutschen Truppen im Rahmen der Offensive der Heeresgruppe Süd besetzt. Im Herbst 1942 befand sich dort das Hauptquartier des VIII. Fliegerkorps der Luftwaffe unter General Wolfram von Richthofen. Dieses sollte den Nachschub für die ab November 1942 in Stalingrad eingekesselten deutschen Truppen steuern, was jedoch nur unzureichend gelang. Während der Sommeroffensive der Roten Armee 1943 wurde die Stadt am 31. August 1943 von sowjetischen Truppen befreit. Zuvor hatten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD die jüdische Bevölkerung Taganrogs ermordet und viele Einwohner als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Die sowjetischen Truppen stießen nach der Eroberung auf eine verwüstete, menschenleere Stadt voller Leichen.




---------------------------------------------------------------------------------------------                                                                                 Bessarabien 30.4.1944

Ich werde jetzt anschließend auch einen Brief an Gerhard schreiben und ihn in deinen dazustecken. Vielleicht ist Gerhard zufällig auf Urlaub, was ich euch alle gerne wünsche.

Was arbeitet ihr denn zur Zeit? Das Futter wird  noch zu wünschen übrig lassen. Das Rübensäen wird jetzt an der Reihe sein. Im vergangenen Jahr war es halt früher. Ich denke, daß ihr es in diesem Jahr auch wieder schafft. Maria hat ja kräftige Arme. Sie soll Heinrich nur immer etwas aufmuntern. Schade, dass ich im Sommer keinen Urlaub habe. Ich würde ihr mal was vor machen.


Liebe Mutter. Tut mir den Gefallen und beantwortet mir bitte jeden Brief sofort, soviel Zeit wird sich schon noch finden.
Liebe Mutter, vielleicht könnt ihr mir mal wieder in Paar Strümpfe zukommen lassen, aber keine neuen. Auch ein paar starke Putzlappen. Mit dem Schicken müsst ihr halt selber mal sehen. Nun muß ich langsam zum Schluss kommen und wünsche dir, liebe Mutter ,weiterhin und in der Zukunft alles Gute.
Viele Grüße auch an Tante Irma, Babett sowie auch an alle Verwandten, auch an Maria und Heinrich.
Seid alle recht herzlich gegrüßt von Paul


Lasst bitte die Brief nicht rumgehen und schreibt alle 2-3 Tage.
Das Essen ist sehr schlecht zur Zeit. Ich sehe schlechter aus wie nach meiner Malaria. Was ich mitgenomen habe von euch, habe ich fast alles noch. Mir schmeckt es aber nicht durch den viel Kummer und die Gedanken.

--------------------------------------------------------------------------------------------


                                                                                                         

                                                                                               Im Felde, 9.5.1944


Aber immer wieder muss ich dir schreiben, dass ich unseren lieben Heinrich nicht aus dem Kopf bekomme. Wenn es bei mir soweit mal kommen wird, dan wären Heinrich und ihr alle meine letzten Gedanken.
Und ich werde wohl an da Sprichwort denken: "Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden "! Ich will schließen und wünsche Dir an diesem Tag nochmal alles Gute und hoffe, daß ich euch alle wiedersehe. Es grüßt euch alle herzlich Paul
Auf Wiedersehen !


Post habe ich bis jetzt noch nicht erhalten? In den nächsten Tagen werde ich euch etwas anderes mitteilen, nur kann ich euch von hier aus nicht mitteilen. Mit der Arbeit werdet ihr am Laufenden sein, wenn es die Witterung zuläßt.
Gruß, Paul


*Der Kuban-Brückenkopf, benannt nach dem Fluß Kuban, war eine deutsche Auffangstellung auf derTaman-Halbinsel in Südrussland, die von Januar bis Oktober 1943 bestand. Sie war nach dem Rückzug der deutschen Truppen aus dem Kaukasus ursprünglich gehalten worden, um einen erneuten Angriff auf die Ölquellen des Kaukasus zu ermöglichen. Nach dem allgemeinen Rückzug des deutschen Ostheeres auf die Panther-Wotan-Linie wurden die im Brückenkopf befindlichen Truppen über die Straße von Kertsch auf die Krim evakuiert.


--------------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                         Im Osten, den 1. Juli 1944

 Aber jetzt nach sehr langer Zeit, wo es Wirklichkeit geworden ist und wo wir im Besitze eines Gartens sind, weiß ich genau, dass du liebe Mutter den Garten auf den höchsten Schwung bringst und wer sollte dann nicht an so einem kleinen Stückchen Erde seine Freude haben. Aber leider war es mir nur vergönnt, den Garte in seiner Entstehung zu sehen.

Aber wenn ich das Leben erhalte, werde ich auch noch den Garten in seiner vollen Blüte sehen. Ich habe das schon lange erfasst und empfunden, alles was du in Angriff nimmst, bekommt in einer kurzen Zeit seine rechte Gestaltung.

Was das Schreiben anbelangt an dem Frl. H. werde ich mich genau ranhalten, wie du mir geschrieben hast. Auch freut es mich, daß du mit deiner Kleintierzucht besonderes Glück hast, auch daran liegt es wieder an der richtigen Überwachung. Die Gänschen werden so richtig für Weihnachten. Daß ihr aber jetzt so eine komische Witterung habt, hat bei mir keine besondere Freude hervorgerufen, aber leider können wir auch daran nichts ändern. Wie es kommt, müssen wir es über uns ergehen lassen.

Im vergangenen Urlaub war ich auch doch bei Idda. Habe sie aber nicht gesehen. War sie damals schon bei dir? Ist es eine Annehmbare? Wenn sie schon zum Kaffeetrinken kommt, kann er auch bald die Heiratsspapiere einreichen. Heute ist es so, daß die Jungen die Alten in den Hintergrund stellen. In Heßdorf hat sich das schon bemerkbar gemacht.

Wie geht es denn in Höllrich? Habe auch schon lange keine Post mehr erhalten.

Nun liebe Mutter, jetzt will ich zum Schluss kommen und wünsche dir in deinem Garten einen recht guten Ertrag und dass du an alles, was du geschaffen hast dich noch recht viele Jahre freuen kannst.

Es grüßt euch alle, euch immer denkender Sohn
Auf Wiedersehen !

Herzl. Gruß auch an Maria !

--------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                                      2.9.1944

Zur Zeit ist sie für mich wertlos. Sollte ich mal gut heimkommen, kann ich eine andere besorgen. Dazu fehlt auch die nötige Munition.

Wie ich lese, bist du gezwungen wieder nach Würzburg zu fahren zur Untersuchung. Schiebe das um Gottes Willen nicht auf. Gehe heute noch auf die Kasse und hole dir von meinem Geld soviel du willst, denn dieser Fall steht mir viel näher als mein Geld. Schieb es aber nicht auf. Gehe rechtzeitig, denn heute geht Lebe und Gesundheit vor allem. Was nützt mir Hab und Gut.

Lasse doch den Franzer mehr hinlangen und schone dich. So alt ist er auch nicht, weil er glaubt, vom Krieg spürt er nichts mehr und in Sicherheit ist er auch. Also handle danach, wo ich dir geschrieben habe, denn ich mein es gut mit euch.

Elenore ihren Urlaub wird auch wieder rum sein. Wird sich gut erholt haben. Hoffentlich habt ihr inzwischen auch wieder von Gerhard Post bekommen.

Nun meine lieben Eltern muss jetzt auch wieder zum Schluss kommen und hoffe,dass euch der Brief bei Gesundheit antrifft genau wie er mich verlässt. Nehme Papier und Tinte, gehe in die Gartenlaube und schreibe mir gleich wieder und ruh dich aus.

Lebe wohl. Auf Wiedersehen !
Es grüßt euch herzlich Euer Paul


--------------------------------------------------------------------------------------------
                                                                                                                  4.9.1944

Es vergeht nicht eine Stunde im Tag, wo ich nicht an euch denke, weil ich nicht weiß, ob ich euch nochmal sehe.

Mit der Grummet* Ernte werdet ihr schnell fertig, das alles macht nur die Witterung. Liebe Elenore, ich muss auch wieder zum Schluss kommen. Verzeih mir, daß ich so schlecht geschrieben habe. Man muss das Papier auf die Knie auflegen und dann die Nerven.

Ich will hoffen, dass wir uns gesund wieder sehen.
Herzliche Grüße, Dein Bruder
Auf Wiedersehen in unserem Elternhaus

*Paul schreibt fränkisch "Grummet", gemeint ist Krummet: Krummet, ist abgefallenes,
übrig gebliebenes Stroh; Ggs. Langstroh [wörtlich: Krummstroh]

--------------------------------------------------------------------------------------

                                                                                                                      14.12.1944

Liebe Mutter, drei Söhne hast du aufgezogen und keiner soll das Elternhaus der Heimat wieder sehen. Das will mir nicht in den Kopf. Elenore wird wohl wieder einige Tage Urlaub erhalten. Ist doch wenigstens eine Beruhigung für dich. Ich darf nicht daran denken an unsre Jugendzeit, z B am Heiligen Abend, was waren wir voll Erwartung und Spannung. Plötzlich ging die Tür auf und wir stürzten nur hinein. Aber alles ist vorbei und kommt nie wieder.

Nun meine liebe Mutter, jetzt muss ich zum Schluss kommen und wünsche, dass dich der Brief bei bester Gesundheit antrifft und verbleibe du in aller Zukunft meine gute, treue und liebe Mutter
Auf Wiedersehn 

Es grüßt euch alle recht herzlich
Euer Sohn Paul

Auch wünsche ich Maria und Heinrich eine fröhliche Weihnachten!

Sollte mir etwas passieren, schreibe einen Brief an die nachstehende Adresse.

Frl. Nanette Welkers
Fürth/Dambach bei Firma Stüber
Weiherhofstraße 55


--------------------------------------------------------------------------------------------


                                                                                                                   21.12.1944


Man will ja gerne aushalten und auch alle Strapazen mitmachen, man müsste die Gewissheit haben auch das Bessere erleben zu dürfen. Diese Menschen sind gücklich die unter der Erde liegen und noch nichts vom Krieg verspürt haben.

Ihr glaubt es nicht wie ich mich nach einer warmen Stube sehne oder nach meinem Bett. Wäre mir lieber als ein ganzes Vermögen, auch ein Schluck heißer Punsch, wo Mutter jetzt wieder macht. Wenn es nur eine Stube wär mit Stroh, mit einem Ofen, dann wäre ich schon zufrieden, aber was nützt es wenn ich es euch schreibe und habe es nicht.

Ich muss jetzt aufhören und ich kann nichts mehr schreiben, es ist 14 Uhr und auch geht die Sonne bald unter.

Das wäre alles für heute.
Seid herzlich gegrüßt von eurem Paul

--------------------------------------------------------------------------------------------
 

                                                                                  Heiliger Abend, 24.12.1944

durften, denn dieser Tag war der schönste und spannendste des ganzen Jahres. Wo wird unser Gerhard Weihnachten feiern?

Von Heinrich will ich lieber nicht schreiben, denn das bring ich kaum über mir. Es freut mich, daß die Elenore wenigstens gesund und munter Weihnachten in eurer Mitte verbringen kann.

Nun meine Lieben muss ich mein Schreiben beenden. Die Stunde des Festes rückt immer näher. Hier im Wald wird es schon Nacht. Es ist 3/4 4. In zwei Stunden werdet ihr wohl in die Kirche gehen, anschließend wird bei euch der Weihnachtsbaum brennen und ihr werdet an den schönen Vers erinnert werden.

"Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."
Gute Nacht
Es grüßt euch alle vielmals euer Sohn Paul
Auf Wiedersehen

Auch ist es wieder heute sehr kalt.

-------------------------------------------------------------------------------------------

Meine Lieben!                                                                                                     6.1.1945

heute will ich euch einige Zeilen aus dem Lazarett schreiben. Bei euch wird alles noch beim Alten sein. Ich habe Erfrierungen des 2.Grades und solche Schmerzen, dass ich mehrere Nächte nicht mehr geschlafen habe.
Ich befinde mich noch auf dem H.V.I. , werde wohl auch nicht weiter kommen.

Ich werde versuchen, dass ich meine Päckchen nachgeschickt bekomme sowie auch Briefpost (es sind nur 25 km bis zur Front.) Ich habe euch schon mal geschrieben.
"Der Dank des Vaterlandes ist dir gewiss" Trotzdem man sich die Füße erfroren hat, wollen die Herren vom Battalion noch Tatbericht gegen mich einreichen und es dem Kriegsgericht übergeben. Die sagen ganz einfach, es wäre Selbstverschulden.Man hätte auch etwas dagegen machen können. Es kann soweit kommen, dass ich wieder gewöhnlich Schütze wäre.

Behaltet alles vorläufig für euch. Ich werde euch weiter davon schreiben.
Auf Wiedersehen !

Es grüßt euch euer Paul

Das Essen hier ist sehr schlecht.






--------------------------------------------------------------------------------------------

                                                                       
   

                                                                         

*Bohumín (deutsch Oderberg) ist eine Stadt in Tschechien. Sie liegt in Schlesien an der Grenze zu Polen. Durch das Münchener Abkommen vom 29. September 1938 verlor die Tschechoslowakei den Anteil des Landkreises Teschen mit Oderberg (nun Bogumin) an Polen. Nach der deutschen Besetzung im September 1939 gehörte Neu-Oderberg als Oderberg (Oberschlesien) zum Landkreis Teschen im Regierungsbezirk Kattowitz. Während des Krieges bestand in Neu-Oderberg ein Arbeitskommando E728 des Stalag VIII-B. 

Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb Bohumín bei der Tschechoslowakei.

Die Mehrzahl der Einwohner sind Tschechen, viele haben jedoch schlesische Vorfahren. Der Anteil der polnischen Minderheit ist eher gering. 

Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadt von Deutschen bewohnt, die vertrieben wurden (→ Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei). In der heutigen Zeit ist der besonders hohe Anteil an Roma auffällig.



--------------------------------------------------------------------------------------

                   

                                                                                                                                                                                                                                                                          5.3.1945

Was gibt es denn sonst in Heßdorf? Hoffentlich ist alles noch in bester Ordnung. Ich freue m ich, dass jetzt endlich mal von Gerhard eine endgültige Nachricht gekommen ist, aber auf alle Fälle geht es ihm besser als bei mir.

Über die Postbeförderung könnte man sich gerade aufhalten. Vor einigen Jahren habe ich im Kaukasus in 10-12 Tagen Post erhalten. Luftpost sogar in vier Tagen. Heute wo wir in Deutschland sind, dauert es fast sechs Wochen.
Von den Päckchen habe ich bis auf den heutigen Tag noch keine erhalten, brauche auch nicht mehr darauf zu warten. Der Zeit nach müssen die Päckchen, wo ich von der Slowakei aus abgeschickt habe, angekommen sein. Schreibt mir gleich Bescheid!

Einige Liter Schnaps könnte ich jetzt brauchen, dass man hier mal einen heben könnte. Meine Gruppenführer wären davon auch nicht abgeneigt. Sind alle Oberbayern. Aber was hilft das Schreiben allen, wenn nichts ankommt.

Für heute will ich langsam mein Schreiben beenden und hoffe, dass bei euch alles in bester Ordnung bleibt und hoffe auf ein gesundes Wiedersehen.

Für heute recht herzliche Gruß von eurem Paul


----------------------------------------------------------------------------------------------

Paul Schüßler ist am 8. März 1945, drei Tage nach seinem letzten Brief aus einem eisigen Bunker in Oberschlesien in der Nähe von Ratibor gefallen.
Er wurde nordwestlich von Rotental (Czerwięcice - 1936–1945 Rotental) von einer russischen Granate getötet.


Czerwięcice (deutsch Czerwentzütz, 1936–1945 Rotental) ist ein Dorf in der Landgemeinde Rudnik im Powiat Raciborski in der Woiwodschaft Schlesien in Polen. Czerwięcice liegt neun km nördlich von Racibórz (Ratibor) und 56 km westlich von Katowice an der Oder. 20 Kilometer südwestlich verläuft die Grenze zu Tschechien.